Gründung der Kirchengemeinde und Erlöserkirche
Als Folge der Vergrößerung Dambachs kam der Ruf nach einem eigenen kirchlichen Leben. Pfarrstellen-Einrichtung, Gemeinde-Selbständigkeit und Kirchbau waren am 4. Advent 1965 abgeschlossen.
„Zu der am 3. Dezember 1948 einberufenen Gründungsversammlung des Kirchbauvereins der evang.-luth. Friedens-Gedächtniskirche zu St. Andreas in Fürth-Dambach im Saale des Herrn Preißinger, Fürth-Dambach, Zirndorfer Straße, erschienen Männer und Frauen von Dambach, um die Vereinssatzungen festzulegen und zu genehmigen, sowie die Wahl der Vorstandschaft und des Ausschusses vorzunehmen."
So beginnt das Gründungsprotokoll des Kirchbauvereins Fürth-Dambach, mit dem eine neue ortsgeschichtliche Epoche eingeläutet wurde. War Dambach in den früheren Zeiten zu klein für eine eigene Kirchengemeinde und deshalb auf Fürth-St.Michael (bzw. ab 1905 Fürth - St. Paul) und Zirndorf aufgeteilt, so stellte sich die angewachsene Bevölkerungszahl nun schon anders dar. Im traditionsreichen Gasthaus „Hirschgarten" setzte man die ersten Schritte zur Verselbständigung. „Nach Begrüßung der Erschienenen, insbesondere des Herrn Kirchenrates Pfarrer Krauß, des Herrn Stadtpfarrers Dr. Eppelein-Zirndorf sowie des Herrn Pfarrers Glenk durch das Gründungskomitee-Mitglied Herrn Ökonomierat Andreas Höfler, Dambach, legte letzterer die Gründe dar, die zur Einberufung der Versammlung führten.
230 Männer und Frauen von Dambach, der Beamtenkolonie, der Siedlung Zur Eschenau und der Westvorstadt, so führte der Redner aus, hatten in einer Einzeichnungsliste den Willen zur Schaffung einer eigenen Kirche kundgetan. Heute soll nun die Organisation geschaffen werden, in Form eines Kirchenbauvereins, der berechtigt und befähigt ist, den Wunsch der Bevölkerung zu realisieren.
Er dankte den Erschienenen für ihr Kommen und erteilte dann Herrn Pfarrer (nicht* Amts-, sondern Eigenname) das Wort zur Verlesung der Satzungen. Nach kleinen Änderungen wurden sie von den Anwesenden gutgeheißen und einstimmig angenommen. Hierauf wurden durch das Gründungskomitee die Beitrittserklärungen entgegengenommen.
Alsdann wurde zur Wahl der Vorstandschaft geschritten. Laut der angenommenen Satzungen brauchte der 1. Und 2. Vorsitzende nicht gewählt werden, da die beiden Stadtpfarrer von Zirndorf und Fürth-St. Paul alle 3 Jahre im Wechsel den Vorsitz übernehmen. Also für die nächsten drei Jahre: 1. Vorsitzender Pfarrer Dr. Friedrich Eppelein, Zirndorf; 2. Vorsitzender: Kirchenrat Ferdinard Krauß, Fürth-St. Paul. Auf Vorschlag und Zuruf wurden dann Herr Pfarrer i.R. Klaus Glenk als Schatzmeister und Herr Architekt Karl Siebenkäs, Fürth, Wallensteinstr. Nr. 3 als Schriftführer von den Mitgliedern einstimmig gewählt."
Die Initiative ging also von Ökonomierat Landwirt Andreas Höfler aus. Er legte den Grundstein des Kirchbauvereins, indem er einen Acker an der Zirndorfer Straße als Bauplatz zur Verfügung stellte. Dafür stand auch schon aufgrund des Spendervornamens der ungewöhnliche Vereinsname fest: „Friedens-Gedächtniskirche zu St. Andreas“.
Nach dem ersten Schwung und dem baldigen Tod des Gründungsanführers Höfler am 19. November 1949 gab es jedoch zunächst Rückschläge. In der folgenden Mitgliederversammlung vom 19. Februar 1950 heißt es: „Stadtpfarrer Glenk bedauert, dass der Kirchbauverein nur 60 zahlende Mitglieder hat Es sei keine gute Stimmung im Verein. ... In einer lebhalten Aussprache geht man den Gründen dieser Vereinsmüdigkeit und Gleichgültigkeit nach. Pfarrer Krauß glaubt, dass der Name der Kirche mit daran Schuld sein könnte. Ein Gotteshaus dürfe nicht nach einem Menschen benannt werden."
Zwar wird weiterhin die Notwendigkeit einer kirchlichen Verselbständigung Dambachs gesehen, aber angesichts fehlender Mittel erscheint der Kirchenbau in weiter Ferne. Fürs erste behalf man sich mit Konfirmandenunterricht und Gottesdiensten im Kindergarten der Hensoltshöhe. Die von Zirndorf betreute Eschenau wurde als „ein äußerst verheißungsvolles Gebiet" gesehen: In einem Raum von rd. 11 qm (!) treffen sich stets rd. 27 Gläubige, und am Kindergottesdienst nehmen 50-60 Kinder teil. Außerdem besteht eine Jungschar für Mädchen und Knaben" (Protokoll vom 7. Dezember 1952).
Bis 1959 sank die Mitgliederzahl des Kirchbauvereins auf 25. Der Architekt und Schriftführer Paul Berthold unternahm viel für eine Fortsetzung der Pläne. Er führte mit der Stadt Verhandlungen, arrondierte das Grundstück in Blick auf die neuen Straßenführungen mit dem erwarteten Kanalbau und ließ zum Fundament der Kirche Sandsteine des im Krieg zerstörten Dekanatsgebäudes an der Fürther Rudolf-Breitscheid-Straße herbeifahren, die noch mehrere Jahre als Steinhaufen auf der Wiese jedenfalls wenigstens die beabsichtigte Stelle markierten.
Entscheidenden Aufschwung erhielt der Kirchenbaugedanke mit dem neuen Pfarramtsvorsitzenden von St. Paul, Pfarrer Röhring, und mit der Errichtung der 4. Pfarrstelle St. Paul für ganz Dambach, die zum 1. Januar 1959 mit Pfarrer Seichter besetzt wurde. Im Pfarrhaus Parkstraße 75, das von der Arztwitwe Meyer-Spreckels erworben worden war, fanden bis zur Fertigstellung der Kirche alle Veranstaltungen statt. Umstritten war aber noch, ob statt des bisherigen Bauplatzes ein günstiger, zentraler gelegener Platz in Frage käme. Aber das hätte den Baubeginn wieder verzögert, und so blieb es bei der Zirndorfer Straße. Ein Entwurf des Münchener Architekten Fuchs kam in die engere Wahl. Als die nötige Finanzierung durch eifrige Sammlung der Mitglieder und durch landeskirchliche Mittel gesichert war, konnte endlich am 11. Oktober 1964 die Grundsteinlegung erfolgen.
Zuvor aber wurde ein weiterer wichtiger Akt vollzogen: die rechtliche Selbständigkeit der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Dambachs. Beantragt hat sie mit Schreiben vom 21. Februar 1964 der damalige Männerkreis, indem er u.a. darauf hinwies: „Der im Jahre 1958 neu errichtete Pfarrsprengel wird heute von etwa 2200 Gemeindegliedern bewohnt ... Flächenmäßig wird die zu errichtende Kirchengemeinde Dambach zu den größten im Stadtbezirk Fürth gehören." Am 9. Oktober 1964 wurde die Kirchengemeinde genehmigt und als Grenzen festgelegt: im Norden die Bahnlinie Nürnberg-Würzburg, im Westen der Reichsbodenweg, im Süden die Stadtgrenze Fürth-Zirndorf und im Osten die Rednitz.
Der neugewählte Kirchenvorstand hatte gleich die Aufgabe, den Namen der im Bau befindlichen Kirche zu bestimmen. Mehrere Möglichkeiten wurden auch im Ort heiß diskutiert: Friedensgedächtniskirche, Friedenskirche, Lukaskirche, Erlöserkirche, Gustav-Adolf-Kirche, Lutherkirche. Aus dem Kirchbauverein erhielt der Name „Friedenskirche" die meisten Stimmen. Aber der maßgebliche Kirchenvorstand entschied auf „Erlöserkirche", wie sie denn am 4. Advent, 19. Dezember 1965, durch den Nürnberger Kreisdekan Giegler eingeweiht wurde.
Seither ist die Erlöserkirche so etwas wie ein Wahrzeichen Dambachs geworden - mit ihrer markanten Form einer fränkischen Scheune, mit ihrer Umfriedung ein Ruhepunkt inmitten des Verkehrslärms, mit ihrem 30 Meter hohen Turm an bittende Hände erinnernd. Die angrenzenden Gemeinderäume wurden vielen Menschen zu einer guten Heimat.
(von Pfarrer Schümann)