Chorarbeit in Coronazeiten

Es sind keine stillen Zeiten angebrochen

 

„Wie wichtig das Singen ist, spürt man besonders dann, wenn es gerade nicht stattfindet – am intensivsten natürlich, wenn es nicht stattfinden darf.“ So beschreibt Thomas Schöck vom Kirchenchor seine Erfahrung mit der Reduzierung des Chor und Gottesdienstgesangs in Coronazeiten. „Der Chorgesang beinhaltet ein höheres Übertragungsrisiko.“ Für den Chor hieß dies: von einem Tag auf den anderen keine Proben im herkömmlichen Stil, nämlich eng zusammen im Gemeindehaus.

Erlaubt waren aber Proben in kleinen Ensembles für Gottesdienste und hier entwickelte Herr Brinkmann viele Ideen, um den Chorgesang nicht gänzlich ausfallen lassen zu müssen. In kleinen Gruppen kamen die Chormitglieder in der Kirche zusammen. So gab es einen großen Abstand zwischen den Menschen während der Probe.

Die Stimmen wurden einzeln aufgenommen und dann digital zusammengesetzt, so dass ein Chorstück entstand, ohne dass der ganze Chor es gemeinsam gesungen hatte. Als nun das Singen der Gemeinde in der Kirche verboten wurde, bekam der Chor eine ganz neue Aufgabe. Stellvertretend für die Gemeinde singen 3-4 Chormitglieder Gemeindelieder während des Gottesdienstes. Die Gemeinde hört zu oder singt im Stillen mit.

Für viele ChorsängerInnen bestand die größte Herausforderung, nicht mehr in einer großen Gruppe zu singen. So meinte eine Chorsängerin: „Als ich das erste Mal, zusammen mit drei anderen, in der Kirche singen sollte, vorne am Altar stehend, war das für mich eine große Herausforderung. Zwar bin ich eine langjährige Chorsängerin und habe in vielen Chorkonzerten mitgesungen, aber in dieser kleinen Zahl, dazu noch den Zuhörern gegenüber, das war für mich gefühlt schon eine Art des Sologesangs und dafür fühlte ich mich doch nicht befähigt. Nun beruhigte ich mich damit, dass wir nur Stellvertreter der Gemeinde sein sollten, kein Konzert geben sollten und die Orgel doch sehr kräftig zu hören war und schließlich musste mich doch auch mein Gott unterstützen, wenn er mich schon an diese Stelle schickte."

Und die Sicherheit? „Eine Unsicherheit meinerseits kam zu keinem Augenblick auf. Es war alles gut und Corona gerecht vorbereitet. Alle Beteiligten waren umsichtig, jeder hat die Vorgaben eingehalten und die Maske getragen.“, so eine Sängerin. Es ist dem ausgefeilten Hygienekonzept von Herrn Brinkmann zu verdanken, dass es gut gelungen ist.

Und die Gemeindeglieder? „Der Gottesdienst ist für mich eng mit Liedern verbunden und so finde ich es sehr schade, dass momentan nicht gesungen werden darf. Den Gesang auf die Schola zu übertragen empfinde ich als eine sehr gute Lösung. So wird der Gottesdienst trotzdem durch Lieder aufgelockert, man hört schöne Stimmen und kann sich sogar ein wenig zurücklehnen und dem Text lauschen.“

Es sind keine stillen Zeiten in der Erlöserkirche angebrochen.

Ihr Pfarrer Popp